Mit dem Motorrad durch Südamerika
Paraguay, Argentinien, Chile – Motorradtour über die Anden
7.700 km in knapp drei Wochen. Im Dezember haben drei Oberschwaben eine außergewöhnliche Motorradtour durch Südamerika unternommen. Gestartet in Paraguay sind die drei Weltenbummler durch die endlosen Graslandschaften Argentiniens gefahren, haben die Anden überquert und sind sogar ein Stück auf der berühmen Panamericana in Chile unterwegs gewesen.
Doch dabei drohte knapp zwei Wochen vor dem Abreisetag das Unternehmen zu scheitern, weil das Wichtigste fehlte. Dank Miller Reisen, einem Spezialreiseveranstalter für Lateinamerika aus Schlier, konnten die drei Motorradfahrer ihre Pläne in die Realität umsetzen. Sie haben viele Eindrücke, schöne Bilder und konkrete Tipps mitgebracht, worauf es bei einer solchen Motorradtour durch Südamerika ankommt.
Reisebericht aufgezeichnet von Aline Sommer
Wie seid Ihr auf die Idee gekommen mit dem Motorrad durch Südamerika zu fahren?
Wir waren schon überall in Europa unterwegs und wollten weiter weg, in ein Land, wo wir noch nie Motorrad gefahren sind. Irgendwann sind wir auf die Idee gekommen, die Tour in Südamerika zu unternehmen. Aber wer wann auf diese Idee gekommen ist, wissen wir nicht mehr. Auf einmal war die Idee da.
Welche Reiseländer wolltet ihr sehen?
Unser Ziel war in Paraguay an der Aufforstung loszufahren und im Pazifik zu baden. Wir haben uns von Josef Miller auch Ideen geholt, was wir unbedingt sehen müssten. Wir haben aber nichts Konkretes geplant.
Es war klar, dass wir an der Aufforstung von Miller Forest starten und dorthin zurückkehren. Wir hatten kein Tagesziel und haben immer spontan entschieden, wie weit wir noch fahren. Wir sind von Paraguay durch Argentinien Richtung Westen über die Anden nach Chile. Dann ca. 500 km südwärts auf er Panamericana bis La Serena. Um dann wieder ostwärts über den Pass Aqua Negra in den Anden nach Argentinien zu fahren.
Hattet Ihr Hotels vorgebucht?
Wir hatten keine Hotelvorbuchungen. Das gab einfach nur: Jetzt wird es dunkel, wir brauchen ein Hotel. Morgens haben wir zwar entschieden, bis wohin wir in etwa fahren wollen. Das hat aber nicht immer funktioniert. Manchmal war es nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben (lacht), dann sind wir einfach weiter gefahren.
Einmal sind wir in eine Gegend gekommen, wo es nur Stundenhotels gab. Eins nach dem anderen. Sogar die Empfehlung einer Polizistin war ein Stundenhotel.
Wir haben immer ein Hotel gefunden. Manchmal erst kurz vor Mitternacht. Bis auf einmal. Da haben wir an der Straße geschlafen. Mit unseren Seesäcken unter dem Kopf.
Würdet Ihr das wieder so machen?
Ja, schon. Für jemanden, der diese Unsicherheit nicht aushält, nicht zu wissen, wo er die Nacht verbringt, ist das nichts. Aber wir waren zu dritt. Uns war die Freiheit wichtiger. Blöd ist es, wenn wir ein Hotel gebucht hätten, aber eigentlich noch gern weitergefahren wären. Das haben wir schon immer so gemacht. Wir buchen nie Hotels vorher.
Was waren die größten Herausforderungen bei der Vorbereitung?
Die größte Herausforderung waren die Motorräder. Wir hatten ja bereits den Flug gebucht. Und versucht in Paraguay für diese Zeit drei Motorräder zu bekommen. Es war aussichtslos. Wir bekamen nur Absagen. Trotz guter Beziehungen und der Hilfe von Miller Reisen haben wir keine Motorräder bekommen. Letztendlich mussten wir einsehen, dass es keine Motorräder zur Miete gibt, mit denen man über die Grenze fahren durfte. Also musste schnell ein Plan B her.
Wir hatten Glück, weil Miller Forest gerade plante, einen Container nach Paraguay zu verschiffen. Also mussten wir nur noch drei Motorräder kaufen. Es stand also an, dass wir drei etwa gleiche Motorräder innerhalb von zwei Wochen besorgen mussten! Wir haben also drei (Kawasaki Versys 650 Baujahr 2008-2012, Kilometerstand 30-50T) gekauft und waren mächtig froh, dass das so gut geklappt hat.
Welche Dokumente habt ihr gebraucht?
Reisepass, Internationalen Führerschein. Dann hatten wir 5-6 Dokumente für die Motorräder, in allen Größen von der Scheckkarte bis zum großen Zettel. Anmeldung, Versicherungen und Dokumente, dass wir die Motorräder fahren dürfen, da wir sie ja nicht angemeldet haben.
In jedem Land haben wir ein temporäres Dokument bekommen, welches an der Grenze ausgestellt wurde. Das alte wurde vernichtet. Das neue ausgestellt. Pro Grenzübertritt muss man deshalb etwa eine halbe Stunde bis Stunde rechnen.
Es war immer unkompliziert und hat immer einwandfrei funktioniert. Nur ungewohnt.
Was habt Ihr mitgenommen?
Wir hatten gute Motorradkleidung. Das, was wir in Europa auch haben. Wir haben so Seesäcke gekauft. Wir hatten drei Motorradkoffer, die waren voll. Wir hatten auch Ersatzteile und Kanister dabei. Es war immer gut zu wissen, dass wir Sprit dabei hatten.
Wir haben einen Aktionsradius von 250km, aber es kann schon mal sein, dass 150km oder 200km die nächste Tankstelle entfernt ist. Manchmal passt man nicht auf, verpennt, wie viel man schon gefahren ist und dann kann es knapp werden, weil es bis zur nächsten Tankstelle 150 km sind. Das war dann immer etwas spannend. Wir empfehlen mindestens einen 5l Kanister dabei zu haben.
Habt ihr etwas nicht gebraucht?
Wir hatten extra die ADAC Premium-Karte abgeschlossen, weil uns gesagt würde, der ADAC auch in Südamerika hilft. Als wir die Panne hatten, haben wir den ADAC auch angerufen, aber der Mitarbeiter hat gesagt, dass der ADAC in Südamerika nicht vernetzt ist. Jetzt haben wir diese Karte, mit der wir zwar die Reparaturrechnungen einreichen könnten, aber wir hätten in dem Moment nur Hilfe gebraucht.
Welche Ersatzteile hattet ihr dabei?
Kupplungszug, Gaszug, Schlauch, Birnen, Werkzeug, für eine Reifenpanne waren wir nicht gut ausgerüstet. Wir hätten keine Panne gehabt, wenn wir nicht die Asphaltstraße verlassen hätten.
Wie ist das mit Werkstatten?
In jedem Dorf gibt es einen Universalschrauber. Der hat auch Ersatzteile, aber die Entfernungen sind eben groß. Manchmal gibt es auf 100km keine Ortschaft. Gerade in den Iberó Sümpfen, waren zwischen einem Ort zum anderen 80km Schotter und 40 km Teer. Da kann es schon sein, dass man einen neuen Schlauch braucht.
Wie viele Kilometer seid Ihr gefahren?
7.700km in 20 Tagen. Einen Pausentag hatten wir.
Wie waren die Straßenverhältnisse?
Zumeist gut, wenn wir auf den Asphaltstraßen geblieben sind. Am Paso Negro ist nur Schotterstraße. Das ist schon eine Herausforderung. Manchmal standen Wasserschweine auf der Straße. Zuerst waren wir vorsichtig, aber dann haben wir gemerkt, dass die ganz ok. sind.
Welches war das beeindruckendste Erlebnis?
Wir haben zweimal die Anden überquert und das ist für einen Motorradfahren ein unvergleichliches Erlebnis. Man schaut nach oben und sieht die LKWs die Serpentinen hinaufkriechen.
Am Paso Negro ist das Hochland karg. Nichts, kein Baum, kein Strauch, nur Wüste. Und unten ist alles grün mit Plantagen und Wein. Das ist so ein krasser Unterschied.
Die Panamericana sind wir 500 km in Chile gefahren. Das war auch ein tolles Ereignis.
Hattet Ihr Pannen? Wo und warum?
Wir hatten in den Iberó-Sümpfen eine Panne, weil wir 100km Schotter hatten und dann kam der Regen, der alles in eine Schlammwüste verwandelt hat. In diesem Moment waren wir froh, dass wir einen zuverlässigen Partner wie Miller Reisen an unserer Seite hatten. Dank der Notfallnummer haben wir Kontakt zu den Kollegen in Buenos Aires aufgenommen, die uns einen Abschleppdienst vermittelt haben. So sind wir gut aus der Situation herausgekommen.
Wie habt ihr die Sicherheitslage empfunden?
Es gab Orte, wo wir eigentlich übernachten wollten, dann aber weitergefahren sind. Aber grundsätzlich hatten wir keine bedenklichen Situationen.
Die Menschen sind alle sehr freundlich und mit unseren Motorrädern sind wir natürlich aufgefallen. Es gibt zwar viele Mopeds, aber wenige große Motorräder. Auch in der Werkstatt, der Werkstattbesitzer hat ganz große Augen bekommen und war mega-stolz, dass er mit der Maschine eine Runde drehen durfte.
Welche Zahlungsmittel hattet ihr dabei?
In Südamerika sind Dollar und Euro viel wert. Deshalb haben wir von Miller Reisen den Tipp bekommen, Dollar mitzunehmen.
Wenn wir mit Karte in Landeswährung bezahlt hätten, hätten wir mehr bezahlt. Aber die Dollar wurden sehr gern genommen. Wir hatten eher das Problem, dass wir nicht wussten, wohin mit dem Bargeld und den wichtigen Dingen.
Was würdet Ihr beim nächsten Mal anders machen?
Tino und Gerolf: Wir würden uns mehr Zeit nehmen und an einigen Orten länger bleiben.
Außerdem würden wir empfehlen, ein SIM-Karte fürs Internet zu kaufen. Normalerweise haben wir an der Tankstelle geschaut, welches Hotel wir ansteuern – es gibt ja überall WLAN – aber wenn man dann wieder losfährt, hat man ja kein Internet mehr und muss gucken, wo das Hotel war. Einmal sind wir in einem Altersheim gelandet, welches in der Nähe unseres vorher ausgesuchten Hotels lag.
Eure Tipps, was Wiederholer unbedingt sehen müssen.
Auf jeden Fall die Andenüberquerung. Diese Tour eine Woche länger und man kann mehr sehen. Wenn man so weit weg ist, dann wäre es schöner mehr Zeit einzuplanen. Das würden wir auch so machen, sollten wir nochmals in Südamerika fahren.
Die Motorradfahrer
- Tino Gornik
- Gerolf Müller
- Uwe Fuhrmann (nicht auf dem Foto)
Südamerika Reisen
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